Gueli

Agrigento - Sizilien

Calogero, Giuseppe und Davide Gueli keltern exzellente Rotweine. Mit die Besten Siziliens. Nicht vom Ätna und folglich nicht aus Nerello Mascalese, sondern – man mag es kaum glauben – aus Nero d’Avola, einer Sorte, die einen im Normalfall eher zu Wasser als zum Wein greifen lässt. Zwischen 450 und 550 Meter gelegen baut man auf ein kühles Klima und zwei unterschiedliche Bodenstrukturen, Kalk und Talk, die vier, sich deutlich voneinander unterscheidende Weine hervorbringen.

In Grotte, unweit von Agrigento, werken die drei Brüder Calogero, Giuseppe und Davide Gueli an einem der spannendsten Projekte im sizilianischen Weinbau. Das Fundament dafür legte ihr Vater Vincenzo, der 1986 anfing, erste Weingärten mit Nero d’Avola zu bestocken. Eine Rebsortenwahl, über die man angesichts der extrem mediokren Beispiele, die sich in unseren Breiten finden, die Stirn runzeln kann, die aber im richtigen Umfeld und in den richtigen Händen erstaunliche Weine hervorbringen kann.  

Das richtige Umfeld ist Grotte, ein kleines Dorf unweit von Agrigento. Das Meer ist in Sichtweite, wobei der Blick darauf, von hoch oben hinunterfällt. Die Weingärten liegen auf 450 – 550 Meter Seehöhe, ein Umstand, der sich in einer ungewöhnlich geradlinigen und klaren Stilistik der Weine niederschlägt. Das Terrain basiert auf zwei unterschiedlichen geologischen Fundamenten, die sich wiederum in zwei Weinen manifestieren, die beide für sich beeindruckende Gegenentwürfe zu klassischen Nero d’Avola Erfahrungen darstellen, sich zudem aber auch voneinander ganz wesentlich unterscheiden: In Trubo, einer geologische Formation maritimen Ursprungs aus dem Pliozän, deren weiße Erde ein wenig an Talk erinnert und die man einzig und allein in Sizilien vorfindet, wurzeln die Reben für den Erbatino. Die Stöcke für den Calcareaus stehen dagegen auf Calcari di Scintilìa, dicken Kalkschichten mit einem hohen Calcitanteil, die dem Wein Frische und Trinkfluss mit auf den Weg geben. 

Die richtigen Hände sind die von Calogero, Giuseppe und Davide, die das 10 Hektar große Weingut mit einem klaren Konzept bewirtschaften. Entscheidende Bedeutung darin hat Tendone, ein altes italienisches Erziehungssystem, in dem die einzelnen Rebstöcke ohne Unterstützung auf Pergolahöhe hochgezogen werden, ehe sie sich am Kopf baumartig in ein Drahtnetz verzweigen – eine Alberello-Pergola, die den Trauben fortwährende Ventilation bietet, sie vor immenser Hitze im Sommer schützt und zudem die Reife verzögert.

Das sind aber nicht die einzigen Konsequenzen: Die drei Brüder brauchen aufgrund der, für sizilianischen Verhältnisse, eher kühlen Bedingungen keine Bewässerung und haben dank der guten Belüftung wenig Probleme mit Pilzkrankheiten. In die ohnehin biologisch bearbeiteten Weingärten wird folglich seltener als üblich interveniert, was naheliegenderweise Pflanzen wie Böden zugutekommt.   

LOKALE VARIANTEN 

Ein weiterer elementarer Mosaikstein in der Konzeption der drei ist der Versuch die Diversität hoch zu halten: Nicht nur im und über dem Boden, sondern vor allem auch bei den Rebstöcken selbst. Anstatt sich x-beliebige Nero d’Avola Reben aus den Rebschulen zu ordern, setzt man auf die massale Selektion eigener Reben und schaut sich ansonsten noch bei befreundeten Winzern um. Das bedingt, dass die Guelis, dank der in ihren Weingärten wachsenden Zahl an Biotypen, mit ihren Weinen nicht nur in sensorisch neue Dimensionen aufbrechen, sondern auch gleichzeitig ihren Beitrag zur Erhaltung lokaler Variationen der Sorte leisten. Im Keller nutzt man das Privileg mit extrem gesundem Traubenmaterial arbeiten zu dürfen. Die Weine werden mit einer pied de cuve, einer Selektion eigener Hefen, geimpft, spontan in verglasten Zementzisternen vergoren und danach für ca. 40 Tage auf der Maische belassen. Nach dem Pressen landen die Weine für 2-3 Jahre in gebrauchten 220 Liter Fässern. Gefiltert und geschwefelt wird grundsätzlich nicht.

Die Weine von Gueli