Emidio Pepe
Teramo – Abruzzen
Emidio Pepe ist Kult. Er ist aber auch ein hartnäckiger, tief von den bäuerlichen Traditionen seiner Umgebung geprägter Mensch, der von Anfang an seinen eigenen Weg ging und dabei meist die entgegengesetzte Richtung einschlug.
Seit 1964 betreibt Emidio Pepe sein Weingut in Torano Nuovo in den Abruzzen und was er seither geleistet hat, nötigt der gesamten italienischen Weinwelt Respekt ab. Sein Weingut ist Kult und seine Weine gehören zu den Besten Italiens. Sandro Sangiorgi, die Nummer eins unter den Weinautoren des Landes, widmete ihm vor kurzem eine gut 200-seitige Biographie und schildert darin einen hartnäckigen, tief von den bäuerlichen Traditionen seiner Umgebung geprägten Menschen, der von Anfang seinen eigenen Weg ging und dabei meist die entgegengesetzte Richtung einschlug.
Leicht war das nicht, inkludierte sein Konzept doch schon zu Beginn ein ethisches und handwerkliches Fundament, das vielen Winzern bis heute völlig fremd ist. Er lebte und arbeitete also schon früh in Opposition zu den gängigen Moden, stets davon überzeugt, dass die globalen Weintrends nichts mit den vitikulturellen Wirklichkeiten von Torano Nuovo und den Abruzzen zu tun hätten und nur im seltensten Fall zu einer Verbesserung der Weinqualitäten beitragen würden.
In seinem Keller fanden sich zu keiner Zeit Barriquefässer oder Konzentratoren. Auch für die durchaus sinnvollen Lochtrommeln zum Abbeeren und die Walzen für die pigiatura, das Anquetschen der Trauben, fand er keine Verwendung. Für letztere vertraut er bis heute auf die Kraft seiner Füße (und mittlerweile die seiner Kinder und Enkel), ansonsten setzt er auf traditionelle, ausschließlich in Zement stattfindende Vinifikationen und viel Handwerk.
Als sich seine Töchter 2005 intensiv mit den Methoden der Biodynamik zu beschäftigen begannen, stellten sie fest, dass ihr Vater viele ihrer Herangehensweisen bereits seit Jahrzehnten praktizierte. Sofia Pepe, die mittlerweile das Weingut ganz wesentlich mitleitet, meinte beispielsweise, dass ihr Vater schon immer die Mondphasen bei wesentlichen Entscheidungen im Weingarten wie im Keller berücksichtigte.
15 Hektar in insgesamt acht Weingärten bewirtschaftet man im Weingut Pepe, wobei der 86-jährige Emidio noch immer ordentlich mitmischt. Bestockt sind sie mit den traditionellen Sorten der Gegend: Montepulciano d’Abruzzo und Trebbiano d’Abruzzo, vor einigen Jahren ist auch noch etwas Pecorino hinzugekommen.
Vor allem mit seinem Montepulciano sorgt Pepe unter seiner mittlerweile großen Anhängerschaft immer wieder für Aufsehen. Rustikal, mit Ecken und Kanten, ordentlicher Säure und dunklen, erdig-fleischigen Noten ausgestattet, ist der Wein in jungen Jahren oft eine nicht immer einfache Herausforderung, nach ein paar Flaschenreife gehört er allerdings verlässlich zu den großen Rotweinen Italiens. Er sollte also bei sofortigem Konsum möglichst belüftet werden; noch besser ist es allerdings, den Wein nicht sofort zu trinken, sondern ihn für ein paar Jahre in den Keller zu legen. Pepe tut das übrigens auch. 350.000 Flaschen finden sich derzeit im Gewölbe unter dem Weingut: 53 Jahrgänge (Stand 2019), die bis ins Jahr 1964 zurückreichen.
In gewissem Sinne noch spektakulärer ist das, was er aus dem Trebbiano abruzzese macht. Meist als belanglose Banalität abgetan, über die man am besten den Mantel des Schweigens breitet, zaubert Pepe aus der Rebsorte einen puristischen, in all seiner Eleganz auch dichten und substantiellen Weißwein, der einen Grund mehr liefert, warum er zu den großen Meistern seiner Zunft gezählt werden muss.