EMILIA

Die Emilia ist eine der großen Unbekannten der italienischen Weinwelt. Zumindest in unseren Breitengraden. Schuld daran hat und das mag durchaus paradox klingen, einer der bekanntesten Weine Italiens, der Lambrusco. Der wird gnadenlos in den Mittelpunkt gerückt und da die Supermärkte und Wirte in Österreich und Deutschland zudem darauf fixiert sind, fast immer nur süßen Billigstlambrusco anzubieten, kennt man in Mitteleuropa zwangsläufig fast nur Mist.

Dabei ist zum einen zu sagen, dass es zwar nicht viele aber mittlerweile ganz sicher zwei Dutzend Produzenten gibt, die in kleinem Maßstab exzellenten (und eigentlich fast immer staubtrockenen) Lambrusco produzieren, zum anderen finden sich in der Emilia so viele innovative und experimentelle Winzer wie in kaum einer anderen Gegend des Landes. Diese greifen auf ein beeindruckendes Spektrum an autochthonen Rebsorten zurück, das sich trotz des Siegeszugs des Lambrusco ab den 1960er Jahren stets gehalten und in den letzten Jahren wieder vergrößert hat.

Da lokale Komponenten in der Emilia eine eminente Rolle spielen, ein kurzer Abriss ihrer Gliederung. Im Westen, an der Grenze zu Ligurien und der Toskana, in den Hügeln um Piacenza, hat der Gutturnio seine Heimat, eine meist stille, manchmal sprudelnde Cuvée aus Bonarda und Barbera. Beide Stilistiken sollte man probieren – ihre besten Versionen sind dicht, saftig und dunkelfruchtig. Außerdem hat sich die Ecke in den letzten 15 Jahren zu eine der Hochburgen des vino macerato, des Orange Wines entwickelt. Der Grund ist vor allem in zwei Rebsorten zu suchen, die es an Gerbstoff und Struktur locker mit Nebbiolo aufnehmen können: die Malvasia di Candia Aromatica, die gemeinsam mit der Ortrugo für eine der radikalsten und langlebigsten Versionen oranger Weine (Denavolo) verantwortlich zeichnet. 

Ab Parma und in Richtung Osten bis nach Modena beginnt dann die große Zone des Lambrusco, in der sich kleine Enklaven beeindruckender Individualisten eingenistet haben, die mit exzellenten Weinen für Furore sorgen sollten (gäbe es ausreichend Leute, die sie auch trinken würden). Dafür halten zum einen die diversen Lambruscospielarten her, zum anderen lokale Rebsorten, von denen man vor allem zwei im Auge behalten sollte. Die Spergola, deren dicke Haut und krachende Säure die Basis für brillante Schaumweine und ein paar ausgezeichnete mazerierte Weine liefert (Ca‘ de Noci) und Malbo Gentile, dessen dunkle Würze und kräftiges Tannin ihn definitiv zur Nummer eins unter den roten Rebsorten der Region verhilft (Ca' de Noci). 

Bleiben die Hügel um Bologna und auch da tut sich einiges. Die Rebsorten, die man im Auge behalten sollte, sind diesmal Pignoletto und Barbera.

ROMAGNA

Östlich von Bologna beginnt die Romagna und mit ihr die Vorherrschaft des Sangiovese. Eingefleischte Romagnoli vertreten die Meinung, dass die wichtigste Sorte Italiens ihren Ursprung rund um Brisighella und Modigliani hat. Nachdem die Sorte sehr alt ist, kann zumindest nicht das Gegenteil bewiesen werden und es steht außer Zweifel, dass sich die Sorte in der Hügelwelt südlich von Imola, Faenza, Forlì und Rimini extrem wohl fühlt.

Die natürlichen Voraussetzungen der Romagna unterscheiden sich nicht nur aufgrund der geologischen Diversität. Auch die extremen Höhenunterschiede, die auf Null Metern in der Ebene beginnen und auf über 600 Metern enden, tragen ihren Teil zur stilistischen Vielfalt der Gegend generell bei. Dem Sangiovese steht dabei die Albana zur Seite, die in der Vergangenheit völlig unverdient viel Hohn und Spott ertragen musste. Lange Zeit wurde sie als Süßweintraube belächelt, wobei sie das tatsächlich auch ist. Und eine exzellente noch dazu. Doch gerade in den letzten zehn Jahren lotet man ihr Potenzial auch in trockenen Versionen, wobei längere oder kürzere Maischestandzeiten Qualität und Potenzial für gewöhnlich erhöhen. Aufgrund ihrer zupackenden Säure eignet sie sich zudem bestens für Schaumweine.