Massa Vecchia
Maremma – Toskana
Francesca Sfondrinis und Stefano Costaglis Repertoir an Weinen ändert sich ständig. Manche Weine verschwinden für einige Zeit, während andere neu entstehen. Das mag für manche Weintrinker irritierend sein, birgt aber den Vorteil, dass man sich immer wieder mit neuen und stets spannenden Weinen auseinandersetzen darf.
Massa Vecchia ist ein Monument in der italienischen Naturweinszene. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass hier seit jeher pestizidfrei gearbeitet wird, sondern auch aufgrund ihrer Weine, die vieles, was es an vergorenem Traubenmost in der Toskana, in Italien und auf der Welt gibt, in den Schatten stellen.
Es ist gut 10 Jahre her, seit Fabrizio Niccolaini und Patrizia Bartolini die Regie des Weinguts an ihre Tochter Francesca Sfondrini und ihren Lebensgefährten Stefano Costagli abgegeben haben, die an der einst eingeschlagenen Philosophie allerdings nicht rütteln wollen. Warum auch: Fabrizio und Patrizia haben als Autodidakten von Anfang an eine intensive Beziehung zu ihrem Land aufgebaut und schon früh begriffen, dass einzig eine bewusste und nicht-invasive Landwirtschaft ihr eigenes Selbstverständnis zufriedenstellen und animierende, dynamische und ausdrucksstarke Weine hervorbringen würde.
Also bauen auch Francesca und Stefano grundsätzlich auf einem engen Verhältnis zu ihren Böden und Reben. Nahezu alles wird per Hand erledigt und dient der möglichst authentischen Repräsentation ihres Territoriums in ihren Weinen. Ihre Parzellen finden sich in drei unterschiedlichen Zonen: La Querciola, der älteste von Fabrizios Vater Alberto 1972 gepflanzte Weingarten, basiert auf einem 220 Meter hochgelegenen Sockel aus Galestro, dem im toskanischen Apennin omnipräsenten Schiefer und Kalkmergel und ist mit Aleatico, Sangiovese, Alicante, Cabernet Sauvignon und Trebbiano bestockt.
Die Reben in der Lage Beruzzo wurzeln in Sedimentgestein, liegen auf 180 Meter und sind zum einen mit Ansonica und Vermentino und zum anderen mit Malvasia nera und Malvasia bianca di Candia bepflanzt. Der dritte Weingarten, der auf 500 Meter gelegene Fornace, ist einzig dem Sangiovese gewidmet.
Weinwerdung
Im Keller übersetzen die beiden mit aller Sorgfalt das, was ihnen ihre Weingärten jedes Jahr liefern. Da sie ausnahmslos bestes Traubenmaterial verwenden, kann das, wie beispielsweise im Jahr 2015, als Regen zur Unzeit den Fäulnisdruck extrem erhöhte, auch sehr wenig oder gar nichts sein. Weshalb sich auch die Zusammensetzungen ihrer Weine ständig ändert, manche Weine für einige Zeit verschwinden und bisweilen auch kurzfristig neue Weine kreiert werden. Das mag manche Weintrinker zwar irritieren, birgt aber den Vorteil, dass man sich immer wieder mit neuen und eigentlich stets spannenden Weinen auseinandersetzen darf. Bestes Beispiel ist Massa Vecchias legendärer Rosato, den nicht nur wir für den besten Italiens halten. 2013 bestand er zu 100% aus Malvasia nera, 2014 aus 50% Malvasia nera, 30% Merlot und 20% Aleatico und 2016 aus 50% Malvasia nera und 50% Aleatico. 2015 wurde er nicht produziert.
Die Vinifikation der Weine läuft generell nach einem ähnlichen Schema ab. Weiße wie rote Trauben werden spontan in offenen Eichen- oder Kastanienfässern vergoren, danach abgepresst und in gebrauchten Holzfässern gelagert, deren Größe von 225 bis zu 1700 Liter reicht. Chemikalien werden zu keinem Zeitpunkt der Gärung oder Reifung verwendet, einzig vor der Flaschenfüllung wird gelegentlich, aber nicht immer, geschwefelt. Sämtliche Weine sind ungefiltert.