Montepulciano Abruzzese

Montepulciano ist eine rote Rebsorte ist, die zum einen besondere klimatische Bedingungen braucht, um richtig gut zu reifen und zum anderen wirklich talentierte Winzer, die sie bis ins letzte Detail zu verstehen versuchen – beide Faktoren zusammen finden sich naheliegenderweise selten, weshalb es bis heute nicht allzu viel sehr gute Montepulcianos gibt.

Liest man ein wenig über sie nach und hört man Winzern zu, fragt man sich zwangsläufig, warum sie eigentlich so häufig ausgepflanzt wird: Montepulciano gehört zu den Rebsorten, die asynchron reifen, das heißt, dass sich innerhalb des Traubengerüsts oft grüne und rote Beeren gleichzeitig finden. 

Obwohl sie oft äußerst korpulente und kräftige Weine ergibt, ist sie selbst ziemlich sensibel und krankheitsanfällig. Sie neigt zu Oidium und mag weder zu viel noch zu wenig Niederschlag. Bei zu früher Lese hat sie unangenehm bittere, grüne Aromen, bei zu später Lese tendiert sie wiederum dazu, zu viel Zucker einzulagern und drastisch an Säure einzubüßen. 

 Und dennoch sind knapp 32000 Hektar Rebfläche mit ihr bestockt: 18000 davon in den Abruzzen, wo sie in punkto Rotwein quasi Monopolstatus genießt aber auch in den Marken (wo sie gleichfalls die wichtigste rote Sorte ist), in Umbrien, Molise, Apulien, Latium und der Toskana (nicht zu verwechseln mit dem Ort Montepulciano, wo der sogenannte „Vino Nobile di Montepulciano“ aus Sangiovese hergestellt wird). 

Die besten Montepulciano, die ich kenne, kommen aus den Abruzzen: 1. Aus der Ecke rund um das mittelalterliche Städtchen Loreto Aprutino, wo die Reben auf ca. 300 Metern Höhe im Dreieck zwischen den beiden Gebirgszügen des Gran Sasso und der Majella sowie dem Meer optimale klimatische Voraussetzungen genießen. 2. Aus dem Valle Peligna, der vermutlichen Heimat des Montepulciano. Und 3.  Aus der Gegend rund um Teramo, einer auf Tonböden basierenden Hügellandschaft.

Richtig guten Montepulciano gibt es auch in den Marken, speziell in den Ortschaften Cupramontana im Norden und rund um Offida im Süden. 

Im Idealfall entstehen dort Weine, die die vielen positiven, sich aber zu selten ergänzenden Attribute des Montepulciano zu einem großen Ganzen vereinen  – wo Substanz und Kraft von Vitalität gepuffert werden, Alkohol von Säure und reifen Tanninen ins Gleichgewicht gebracht wird und die oft erschlagende Würze im Schatten frischer Fruchtaromen und mineralisch-erdiger Noten steht. 

ps: Aus Montepulciano werden oft erstaunlich spannende Rosati gekeltert, die unter dem Namen Cerasuolo d’Abruzzo vermarktet werden. 

pps: Und dann gibt es noch den Ratafìa, einen Likör aus Montepulciano und Kirschschnaps, der zur Bergwelt der Abruzzen gehört wie Kutteln zu Rom oder Tortellini zu Bologna. Ratafia schmeckt fantastisch. Wer in die Abruzzen aufbricht, sollte sich unbedingt eine Flasche davon besorgen. 

 Die Aromen des Montepulciano: Laut Luigi Moios eindrucksvoller wissenschaftlicher Studie zu den Aromen italienischer Rebsorten suggeriert Montepulciano Kirschen, Marmelade aus roten Früchten, Zimt, Muskatnuss, schwarzen Pfeffer, Lakritze, Tabak, Leder und leicht getoastete Bittermandeln. Retronasal dominieren Weichselaromen.

Winzer: Caprera, Emidio Pepe, La Distesa