Thomas Niedermayr
Hof Gandberg – Südtirol
Thomas Niedermayr beschreitet eigene Wege. Rund um seinen Hof Gandberg in Eppan wachsen PIWIs, pilzwiderstandsfähige Rebsorten, wie Bronner, Solaris und Souvignier gris. Sorgsam, mit Platz für Vielfalt, begleitet er seine Weine draußen wie drinnen und gibt ihnen ihre individuell benötigte Zeit. Durch Beobachtung, Erfahrung und Feingefühl entstehen so harmonische und komplexe Raritäten.
PIWI-PIONIER
Die Weichen für eine ökologisch bewusste und ganzheitliche Bewirtschaftung der Felder des Gandberger Hofes legte schon sein Vater Rudolf vor über 30 Jahren. Der trat 1991 – in einer Zeit, als biologische Landwirtschaft belächelt und oft genug bekämpft wurde – als einer der ersten dem Bioland-Verein bei. Mangels verfügbarer Mitstreiter leistete er Pionierarbeit. Er war Autodidakt, probierte aus und brachte seine Pflanzen und Reben auf nachhaltige Weise zum Blühen. Mit PIWIS zu experimentieren war folglich nur konsequent und ein logischer Schritt in einer Philosophie, die der Natur das erste und letzte Wort überlässt.
Als Thomas 2012 den Hof zu leiten begann, übernahm er die Ideen seines Vaters und baute sie weiter aus. Auch wenn die Priorität bereits damals dem Weinbau galt, wurde ganz bewusst eine ganzheitliche, von Biodiversität geprägte Konzeption weiterverfolgt. Wer sich durch die Weingärten von Thomas bewegt, dem begegnen dort Enten und Hühner, Obstbäume, Gemüsebeete und zwischen den Rebzeilen Wildwuchs.
Längst ist man viele Schritte weitergegangen, als es für die biologische Zertifizierung eigentlich notwendig wäre. Alles wird hinterfragt. Mit und in der Natur zu arbeiten, bedeutet für Thomas „die Kreisläufe im Kleinen wie im Großen zu verstehen“: die Mikrofauna im Boden genauso wie den Einfluss der „Eislöcher“, der eiskalten Höhlen am Fuße des Gandbergs, auf seine Reben. Das Privileg auf einem soliden Wertefundament und vitalen Weingärten aufbauen zu können, nutzte Thomas in den vergangenen Jahren, um neue Weichen zu stellen. „Das Recht der Natur noch wild zu dürfen“, wollte er auch in seinen Weinen vermitteln. Dafür schaute er sich bei Freunden in der Naturweinszene um und reduzierte in der Folge die Eingriffe im Keller auf ein Minimum. Heute folgt er dem strengen Regulativ von vinnatur und keltert vielschichtige und tiefgründige PIWI-Interpretationen, die sensorisch neue Welten öffnen, auf die sich jeder neugierige Weintrinker unbedingt einlassen sollte.