Garganega
Garganega wurde früher fast ausschließlich auf Berghängen angebaut, was ihr Kühle, Eleganz und eine feine Mineralität bescherte. Noch vor 70 Jahren verglich man Soave, die Hauptstadt der Garganega, mit dem Chablis. Doch dann kam die Zeit als sich unzählige Italiener zum Malochen nach Deutschland aufmachten und die Pizzerien zwischen Oberhausen und Duisburg wie Pilze aus dem Boden schossen. Kredenzt wurde dazu Soave und zwar soviel, dass die Berghänge der Region irgendwann nicht mehr ausreichten und man auch die Ebene damit vollpflanzte. Hauptsache billig und Masse statt Klasse war künftig die Devise - das Konzept ging voll auf, die Reputation allerdings vollends den Bach hinunter.
Da uns die Weine aus der Ebene nicht wirklich interessieren, ein paar Worte zum Garganega, der in den Bergen wächst. Garganega reift spät und je höher oben man sich befindet, desto später wird es. Lange Vegetationsphasen bauen zusätzliche Aromen auf, hinzu kommt ein natürlicher Säuregehalt, der näher am Riesling als am Veltliner liegt. Die Aromen sind subtil und spannen sich von kühler Frucht über eine feine Salzigkeit bis zu zart-floralen Noten.
In Italien ist man sich zumindest in Winzerkreisen über die Qualitäten der Sorte im klaren, weshalb sie nicht nur in Soave, sondern auch in Gambellara, in Bianco di Custoza und in Teilen der Colli Euganei die erste Geige spielt. In Sizilien fungiert Garganega als Grecanico und hat dabei durchaus Bedeutung – gleich in vier Appellationen (Alcamo, Delia Nivolelli, Contessa Entellina und Contea di Scalafani) probieren Winzer das beste aus der Sorte herauszuholen. Klassische Interpretationen werden für gewöhnlich im Edelstahl oder Zementzisternen ausgebaut, die gehaltvolleren Lagenvarianten landen dagegen oft in gebrauchten Holzfässern. Ernsthafte Soave reifen blendend und sollten – will man wirklich der Essenz der Weine nahekommen für 5-7 Jahre (je nach Jahrgang) weggelegt werden. Für die Weine aus Gambellara und den Colle Euganei gilt übrigens Gleiches, wobei dort noch ein paar exzellente maischevergorene Versionen hinzukommen. Sie zeigen, dass ein wenig Gerbstoff der Sorte zusätzliche Dimensionen (und Aromen) verleihen kann.