Raìna
Montefalco gehört zu den spannendsten Weinorten Zentralitaliens. Was ganz entscheidend an zwei exzellenten Rebsorten liegt, die quasi ausschließlich innerhalb seiner Gemeindegrenzen angepflanzt werden: die rote Sagrantino und die weiße Trebbiano spoletino. Francesco Mariani und Andrea Mattioli vom 2001 ins Leben gerufenen Weingut Raina keltern daraus ein beeindruckendes Sortiment an profunden, lebendigen und gehaltvollen Weinen.
Die wenigsten Leute haben in hiesigen Breitengraden Umbrien auf dem Plan – touristisch nicht und in Sachen Wein erst recht nicht. Das war bis vor Kurzem nicht allzu tragisch. Allerdings hat sich in den vergangen zehn Jahren in der Gegend rund um Perugia und Assisi erfreulich viel getan, allen voran in und rund um Montefalco, wo man mit Sagrantino und Trebbiano Spoletino über zwei fantastische Rebsorten verfügt – sofern man denn weiß, wie man mit ihnen umzugehen hat, was speziell im Fall des notorischen Kraftlackels Sagrantino nicht immer ganz leicht ist.
Den mitunter besten machen Francesco Mariani und Andrea Mattioli: Ersterer ist ein diplomierter Philosoph, der jahrelang als Koch in italienischen Top-Restaurants arbeitete, ehe er zum Weinbauern mutierte, letzterer ein studierter Agronom. Die beiden erwarben das 10 Hektar Weingärten umfassende Weingut in Turri di Montefalco 2001 und gaben ihm den Spitznamen des einstigen Besitzers – nicht die einzige Referenz an die Vergangenheit.
Von 2002 bis 2008 bepflanzten sie mehrere Lagen vornehmlich mit alten Rebsorten der Gegend: neben Sagrantino und Trebbiano Spoletino auch mit Sangiovese, Montepulciano und Grechetto.
Ergänzt wurde das regionale Quintett von etwas Merlot und Syrah. Die Weingärten befinden sich zwischen 220 und 300 Metern Höhe, exponieren sich fast durchwegs in Richtung Osten und haben als Untergrund Kalk und Kiesel. Die Bewirtschaftung ist seit jeher zertifiziert biologisch. Seit 2012 setzen die beiden biodynamische Prinzipien in ihren Weingärten um, ein Schritt, der bisher allerdings noch nicht offiziell vollzogen wurde. Wie auch immer: Man verzichtet auf chemische Pflanzenschutzmittel, verwendet zur Stärkung der Reben Infusionen und Pflanzenpräparate und borgt sich zur Unkrautbeseitigung die Schafe des Nachbarn aus. Die Energie für den Betrieb stammt aus Solarzellen, das Wasser aus einem eigenen Brunnen.
Im Keller wird gleichfalls komplett auf Chemie verzichtet, mit der Ausnahme einer mikroskopischen Menge SO2 vor der Füllung. Die Gärung startet spontan, auf unnötige Interventionen (Verwendung von Enzymen, Mannoproteinen, Schönungsmittel etc.) wird verzichtet. Ausgebaut wird je nach Weintyp in Stahl, Zement oder Holz.