Sizilien

Eine kurze Einführung

Teil 1: Der Ätna

Die derzeit populärste und gefragteste Region Siziliens (wobei die anderen Regionen, allen voran der Westen, unserer Ansicht nach grob unterschätzt werden) befindet sich an den Hängen des Ätna, wo in den letzten 20 Jahren unzählige neue Weingüter entstanden sind, die alte Weingärten wieder Instand setzen und aus den beiden Rebsorten Nerello Mascalese und Carricante Weine keltern, die in kürzester Zeit nicht nur überregional sondern auch international für Furore sorgen. 

Die Gründe für den Hype sind zahlreich: Steinalte, noch im alberello – der klassischen mediterranen Buscherziehung – erzogene Rebstöcke, die mitunter in Zeiten gepflanzt wurden als der Leopard, der Fürst von Salina noch vor Garibaldi warnte, vulkanischer Untergrund, extrem hohe Stockdichten (bis zu 10.000 Reben am Hektar) und – angesichts von Weingärten auf über 1.000 Metern – einzigartige klimatische Voraussetzungen. 

Ganz grob lässt sich das Weinbaugebiet rund um den Ätna, das im 19. Jahrhundert rund 50.000 Hektar Rebland umfasste und über das 20. Jahrhundert auf knapp 1.000 Hektar schrumpfte in drei Zonen einteilen, die ganz einfach den Himmelsrichtungen entsprechen: in eine Süd-, Nord- und Ostregion, wobei vor allem die letzteren beiden für wirklich außergewöhnliche Terroirs stehen. Die Unterschiede zwischen den jeweiligen Zonen sind gravierender als man es gemeinhin annehmen würde. Im Osten des Vulkans ist es beispielsweise wesentlich kühler als im Norden und der Niederschlag ist, aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Meer rund doppelt so hoch.

Wer sich eingehend mit den Weinen des Vulkans beschäftigen will, sollte allerdings nicht nur auf dessen grobe Exposition achten, sondern auf die sogenannten Contrade, kleine Dörfer und Weiler an den Hängen des Ätna, die – ähnlich wie im Burgund oder Barolo – ihren Reben oft ganz eigene Spezifika bieten. Dabei kann es sich um geologische Eigenheiten (Unterschiede im Sandanteil oder das Alter des Lavagesteins) handeln oder aber um die Seichtheit der Böden, die Höhe über dem Meer oder die Windexponiertheit der insgesamt 133 Contrade. 

Bezüglich des roten Nerello Mascalese herrscht einhelliger Konsens, dass die sich im Norden des Ätna befindlichen Contrade die besten Voraussetzungen für große Qualitäten liefern: Die wichtigsten größeren Orte der Gegend sind Castiglione di Sicilia und Randazzo (wo sich unter anderem auch SRC befindet). 

Carricante, seine großartige weiße Gefährtin und eine der besten weißen Rebsorten Italiens, hat ihre besten Terroirs dort, wo es Nerello Mascalese zu kalt wird – nicht selten also auf über 1.000 Metern Seehöhe (die Contrade Pirao liegt auf über 1.100 Metern) oder am Osthang des Vulkans.

Beide Rebsorten sind stets Protagonisten in ihren jeweiligen Rot- oder Weißweinen, erhalten aber für gewöhnlich noch ein wenig Unterstützung von anderen, meist autochthonen Varietäten. Beim Etna Rosso ist dies so gut wie immer Nerello Capuccio, gelegentlich aber viel seltener kommt auch Granacha (sizilianisch für Grenache) zum Einsatz.

Carricante wiederum wird von Zeit zu Zeit von Grecanico unterstützt, selten aber doch auch von der überaus raren Rebsorte Minella.

Die besten Exemplare am Ätna – und davon gibt es in der Zwischenzeit eine ganze Menge – sind geradlinig, elegant, subtil, stoffig und langlebig, wobei oft schon die Basisversionen – in Rot, vor allem aber auch in Weiß –  alle Wünsche erfüllen.

Teil 2 – Die Gegend rund um Marsala

Marsala ist eine sympathische, kleine Stadt im äußersten Westen Siziliens. Man bekommt hier in den Osterien exzellenten Fisch mit Couscous und mittlerweile auch wieder richtig gute Versionen des meist (nicht immer) aufgespriteten Likörweins.

Rund um die Stadt wachsen überall Reben, die ganz andere – typisch sizilianische – Verhältnisse vorfinden als jene am Ätna. Das Klima ist mediterran-subtropisch oder anders gesagt staubtrocken und heiß. Im Sommer fällt hier normalerweise kein Tropfen Regen. Die Arbeitszeiten beschränken sich auf den frühen Morgen, die Zeit zwischen 4:30 und 10 Uhr. Danach lässt man die Jalousien herunter und bunkert sich bis zum Abend ein. 

Das Terrain ist naturgemäß ebenfalls anders als Ätna. Hier prägt kein Vulkan die Geologie, sondern das Meer. Die Reben wurzeln hier in von Kalk durchsetztem Sand – ein Fakt, der absolut entscheidend ist für die Stilistik der Weine. Denn die stark kalkhaltige Sandböden verfügen sowohl über eine gute Drainage als auch über ein gutes Wasserspeichervermögen und machen Weinbau in hohen Qualitäten hier überhaupt erst möglich. Die Nährstoffversorgung ist dennoch reduzierter als in anderen Gegenden, was wiederum eine langsamere Reife und kleinere Reben und Beeren sowie geringere Erträge zur Folge hat, gleichzeitig aber auch die Säure und Aromen  in den Trauben aufkonzentriert.

Im Verbund mit den extrem hohen Sommertemperaturen entsteht so ein sensorisches Spannungsfeld, das bei ausreichender Erfahrung der Winzer*innen zu spektakulären Weinen führen kann. Diese basieren übrigens, anders als man eventuell annehmen könnte, fast ausnahmslos auf weißen Rebsorten: allen voran Catarratto, aber auch Grillo, Zibibbo und Inzolia. Nero d’Avola spielt hier definitiv nur die zweite Geige. 

Teil 3 – Der Nordwesten

Die Gegend rund um Trapani und Alcamo ist eines der größten zusammenhängenden Weinbaugebiete der Welt. Und zwar seit die Phönizier im 8. Jahrhundert v. Chr. dort erste Weingärten anlegten und in den darauffolgenden Jahrhunderten Griechen, Römer, Araber, Normannen, Spanier und wer sonst noch auf Sizilien seine Spuren hinterließ, die Anbauflächen stetig ausweiteten. 

Auch wenn heute vor allem riesige Weinbaubetriebe auf einem Gutteil der Rebfläche ihr Unwesen treiben, ist der Umstand, dass über so lange Zeit hier kontinuierlich Weinbau betrieben wurde, ein untrügliches Zeichen dafür, dass man es hier mit teils herausragenden Terroirs zu tun hat. 

Bestes Beispiel sind die Weine von Aldo Viola und die Weingärten, in denen die Trauben dafür wachsen. Um sich um seine roten Rebsorten zu kümmern, muss sich der aus Alcamo stammende Winzer ein wenig länger ins Auto setzen und nach Westen in Richtung Trapani fahren. Auf einem Hügel gelegen, sieht man in der Ferne das Meer, das dank seiner stets präsenten Winde einen extrem positiven Einfluss auf Aldos Syrah-, Perricone- und Nerello-Mascalese-Reben hat. 

Ähnliches lässt sich auch über die Weingärten in unmittelbarer Nähe zum Weingut sagen. Das Meer ist keine 10 Kilometer entfernt. Vor Jahrmillionen lag es über den Weingärten und hinterließ dort – wie schon in Marsala – meterdicke Schichten aus Kalk. Naheliegenderweise beschäftigt sich Aldo Viola in dieser Zone also ebenso mit Catarratto, der sich in der Hitze, auf Kalk und bei Wind absolut wohlfühlt.

Im Landesinneren, rund 20 Kilometer weiter im Süden, sind die Verhältnisse etwas weniger aber doch immer noch vom Meer geprägt. Die Böden sind karg und gleichfalls kalkbasiert, das Wetter ist beständig warm. Catarratto findet hier abermals beste Bedingungen vor, gleiches lässt sich aber auch über Grillo sagen, der in Aldos Version mediterran und kräuterig seine Umgebung im Wein widerspiegelt. 

 

Weine aus der Region

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