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Toskana
Eine kurze Einführung
Die Toskana gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten und gleichzeitig interessantesten Weinregionen Italiens. Auf 58.000 Hektar werden hier Trauben kultiviert, von Nord bis Süd, Ost bis West und, auch wichtig für uns, auf den ihr vorgelagerten Inseln. Unterteilt ist die Toskana in insgesamt 11 DOCG, 41 DOC und 6 IGT, was – trotz der Fragwürdigkeit vieler Herkunftsbezeichnungen und den von ihnen konstituierten Regelwerken – zumindest eindrücklich beweist, wie heterogen die seit Jahrtausenden Weinbau praktizierende Region ist. Weniger bekannte Namen wie die Colli di Luni, Pitigliano, Montecucco oder Suvereto stehen dabei neben recht illustren wie Brunello di Montalcino, Vernaccia di San Gimignano, Vino Nobile di Montepulciano und natürlich dem Chianti.
Viele diese Regionen haben steinalte Wurzeln. Gemeinhin werden die Etrusker als die ersten genannt, die in der Toskana Weinbau praktizierten. Auf sie folgten die Römer und nach deren Fall waren es vor allem die christlichen Orden, die ohne Unterlass Wein produzierten. Im Laufe der Jahrhunderte kristallisierten sich zunehmend feine Unterschiede zwischen oft nur wenige Kilometer voneinander liegenden Rebflächen heraus. Im Jahr 1716 – also lange vor dem Bordeaux 1855 – führte dies im Auftrag vom Großfürsten Cosimo III von Florenz zu einer ersten Klassifizierung der damals besten Weinbaugebiete. Die vier wertvollsten waren das Chianti Classico, Carmignano, Pomino und das obere Tal des Arno (Val d’Arno di Sopra). In anderen, heute viel berühmteren Regionen wie Montalcino oder Bolgheri, gab es damals zwar schon Wein, Relevanz bekamen allerdings beide erst in den Jahren des italienischen Wirtschaftsbooms nach dem Zweiten Weltkrieg.
Einigender Nenner nahezu aller Weinbaugebiete der Toskana – so unterschiedlich sie auch sein mögen – ist der Sangiovese. Egal ob man sich in den kühlen Hügeln über Lucca befindet, in der viel wärmeren Maremma unterwegs ist oder aber in den vom Meer quasi völlig abgeschirmten Hügeln des Chianti: Überall dominiert die große rote Rebsorte Zentralitaliens. Manchmal ganz allein (in Montalcino müssen der Rosso di Montalcino und der Brunello exklusiv aus Sangiovese gekeltert sein), manchmal auch im Cuvée mit einem Prozentsatz anderer Rebsorten.
Exkurs 1 – Chianti Classico
Im Chianti waren das früher vor allem autochthone Varietäten wie Canaiolo, Malvasia Nera, Colorino, Mammolo, Foglia Tonda sowie die beiden weißen Sorten Trebbiano Toscano und Malvasia Bianca Lunga. Die beiden Letzteren wurden im Chianti 2006 verboten. Bereits 10 Jahre früher hatte man in der vielleicht wichtigsten Region der Toskana hingegen erlaubt, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Syrah dem Sangiovese in kleinen Mengen hinzuzufügen. Ganz sicher als Reaktion auf den enormen Erfolg der Supertuscans – jenen auf internationalen Rebsorten basierenden, meist recht aufgeblasenen und überextrahierten, mit Blick auf die Kritikerwünsche der Zeit stets in neuem Holz ausgebauten Blockbusterweinen – gewannen die Weine zwar oft deutlich an Substanz, verloren aber an Identität und Finesse.
Anstatt mit mehr Weitblick (biologischer Weinbau, weniger Ertrag, handwerkliche Vinifizierung, Ausbau in Beton und großem gebrauchten Holz) dafür aber mit den seit Jahrhunderten etablierten und für das Terroir der Region perfekt angepassten autochthonen Sorten zu arbeiten, ging man den einfachen und falschen Weg. Merlot und in noch größerem Maße Cabernet Sauvignon kapern selbst bei minimalen Cuvéeanteilen Substanz und Aromen des viel delikateren und subtileren Sangiovese.
Eine der ersten, die aus Protest gegen diese Entscheidung ihre Mitgliedschaft als Produzenten im Chianti Classico zurücklegte, war Giovanna Morganti von Le Boncie. Ihr legendärer Rotwein Le Trame aus Sangiovese, Mammolo, Foglia Tonda und Colorino gilt heute vielen als einer der besten Weine der Region. 2008 trat auch Pacina aus dem Konsortium aus, wobei neben der Verwendung internationaler Rebsorten auch die laschen Produktionsstandards eine Rolle spielten.
Einiges davon hat man zwar mittlerweile auch im Konsortium des Chianti Classico erkannt, doch lässt sich das Rad der Zeit diesbezüglich nur schwer zurückdrehen. Abgesehen davon, dass viele Produzenten selbst initiativ wurden und ihre Rebsorten wieder umpfropften – Massimo Lanza von Pruneto ist dafür ein exzellentes Beispiel – und heute auch vielfach biologisch gearbeitet wird, hat das Konsortium beschlossen, 2027 mit der „Chianti Gran Selezione“ eine neue Kategorie einzuführen, in der ausschließlich regionstypische Varietäten zugelassen sind.
Exkurs 2 – Ansonica und die Isola del Giglio
Sieht man vom Vin Santo ab (davon ein andermal), spielen weiße Rebsorten in der Toskana nur eine untergeordnete Rolle. Eine kleine Ausnahme, weil insgesamt nur 23 qkm groß, ist die Isola del Giglio. In blankem Fels, genauer Granit, wurzeln dort zwischen Trockensteinmauern in extrem steilem Terrain und ständig den Wetterphänomenen des sie umgebenden Meeres ausgesetzt fast ausschließlich Ansonica-Reben.
Ansonica ist eine sehr alte weiße Rebsorte, die vermutlich von Sizilien aus auf die Insel gelangte. In Sizilien heißt die Rebsorte übrigens Inzolia, liefert dort jedoch deutlich weniger interessante Weine, was sowohl mit der Geologie als auch mit dem dort zu heißem Klima zu tun haben dürfte. Kühl ist es auf Giglio zwar auch nicht, doch scheint vor allem der Granit der Rebsorte trotz niedriger Säure eine beeindruckende Spannung und Energie mit auf den Weg zu geben.
Ob Ansonica bereits von den Römern auf Giglio gepflanzt wurde, steht in den Sternen, Fakt ist allerdings, dass sie die Insel bereits vor rund 2.000 Jahren mit Reben bestockten. Weinbau blieb auch in der Folge von zentraler Bedeutung, ehe die Reblaus sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Weingärten der Insel fraß und wenig davon übrig ließ. Richtig dramatisch wurde es nach dem 2. Weltkrieg als sukzessive nahezu alle Rebflächen aufgelassen wurden. Dieser Entwicklung setzte 1999 Francesco Carfagna von der Azienda Altura ein Ende. Er restaurierte rund 12 Kilometer Trockensteinmauern und begann aufs Neue, Ansonica (auf der Insel Ansonaco genannt) auszupflanzen. Dank seiner Initiative begannen sich auch andere Personen auf Giglio wieder mit Reben zu beschäftigen. Unter ihnen auch Milena Danei, die auf der Insel groß wurde, danach am Festland als Winzerin tätig war und vor ein paar Jahren nach Giglio zurückkehrte, wo sie mit dem Strulli die derzeit vielleicht spannendste Interpretation der Rebsorte in die Flasche bringt.