TOKAI FRIULANO

Ein Grund, warum auf der Maische vergorene Weißweine so spannend sind, ist der, dass sie Rebsorten ins Rampenlicht rücken, die davor ein paar Lichtjahre davon entfernt standen. Trebbiano beispielsweise oder Grauburgunder. Für Traminer aller Art sollte man eine kurze Maischestandzeit überhaupt verpflichtend einführen.

Tokai Friulano gehört ebenfalls in diese Kategorie - wobei der, den Raunzerei der Ungarn sei Dank, heute nur mehr Friulano heißen darf. Wobei schon Goethe mit ihm anstieß und man erstmal das Ungarische Tokaj mit der italienischen Rebsorte verwechseln muss – aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, weshalb die EU eine ihre essentiellsten Entscheidungen zugunsten der Ungarn gefällt hat.

Egal. Jetzt heißt der Tokai außerhalb des Friaul eben nur noch Friulano oder manchmal auch Iakot, was von rechts nach links gelesen wiederum Tokai ergibt.

Iakot/Friulano/Tokai ist in seiner weißen Variante in den meisten Fällen ein mittelgewichtiger Langweiler, der allerdings immerhin Kräutern den Vorzug gegenüber allzu viel Frucht gibt. Das passt ganz gut zu Fisch und sitzt man gerade in Grado und hat nichts Besseres zu tun, macht man nichts falsch, wenn man beides kombiniert. Ansonsten aber lohnt es sich, auf Varianten zurückzugreifen, die eine kürzere oder längere Maischestandzeit hinter sich haben, sich über Jahre im Holzfass ausbalanciert und Aromen akkumuliert haben, in denen sich zwar auch ein paar Kräuter aber auch erdige, fruchtige, fleischige und jedenfalls & immer immens saftige Noten finden. Den Iakot von Stanko Radikon beispielsweise oder den von Franco Terpin oder Aleks Klinec.  Hat man die allerdings erstmal probiert, ist die Idee mit dem Fisch in Grado vermutlich für immer gestorben.

Mazerierte Iakots haben nichts mit ihren weißen Brüdern & Schwestern zu tun. Abgesehen von ihrer Farbe tragen sie auch in punkto Gerbstoff, Säure, Aromen, Dichte, Lebendigkeit und Lebensdauer jeweils positive Kontrapunkte in sich. 

Radikon

Klinec