Infos & Tipps: Unterwegs in Südtirol, Teil eins

Infos & Tipps: Unterwegs in Südtirol, Teil eins

Südtirol ist ein Land der Gegensätze – das ist nicht neu und wird immer wieder auch klischeehaft bemüht. Aber in der Tat gibt es hier Spannungsbögen der unterschiedlichsten Arten: beeindruckende Berggipfel und Palmen, Bergbäuer*innentum und Weinbau. Abgelegene Täler und urbane Strukturen. Blasmusik und das avantgardistische Transart-Festival. Und natürlich – historisch bedingt – drei Sprachgruppen. Die gute Nachricht: Viele Südtiroler*innen haben die Gegensätze zu leben und lieben gelernt. Sonntags wird am zweiten Sellaturm geklettern, man bestellt auf deutsch fantastische Knödel auf einer Hütte, montags geht man der Arbeit im Noi Tech-Park in Bozen nach und trifft sich danach auf einen Aperitivo, wo man mit Bekannten auf Italienisch plaudert. Oder so ähnlich.

 

Gegensätzlich sind auch die Zugänge zum Weinbau. Lange war Südtirol das Land der Genossenschaftskellereien mit ihrem sehr technischen Verständnis des Weinmachens. Und auch wenn diese quantitativ immer noch dominant sind, gibt es inzwischen mehr als nur eine Handvoll Weingüter, die auf handwerkliche und natürliche Weise ganz großartige und charaktervolle Weine machen. Dazu zählen etwa ganz prominent Martin Gojer und Marion Untersulzner, die auf Pranzegg das Verständnis von Südtiroler Wein neu definieren, ebenso PIWI-Pionier Thomas Niedermayr, der wahrscheinlich wie niemand sonst auf der Welt zeigt, dass PIWIs Fine-Wine-tauglich sind und Daniel Sigmund, der dem Eisacktal ungeahnte Eleganz abringt.

 

Immer mehr gastronomische Betriebe erkennen dieses Potenzial, und so serviert man in Südtirol nicht nur Essen auf zuverlässig hohem und höchstem Niveau (Noch eine gute Nachricht: Man isst fast überall gut – vom Dorfgasthaus bis zum Sternetempel), sondern man trinkt inzwischen auch an vielen Orten wirklich spannende Weine.


Im Meteo in Meran 


Zwei kulinarische Tipps, die das Thema der Gegensätze wieder aufnehmen, sind das Meteo in Meran und die Baita Sangon auf der Seceda in Gröden. Das Meteo ist wie ein urbanes Ufo, das in einem prachtvollen Jahrhundertwendehaus auf der Gilf-Promenade in Meran gelandet ist. Das Interieur versprüht Retro-Chic, die Terrasse über dem reissenden Bergfluss Passer atmet mediterrane Atmosphäre. Agatha Erlacher ist zuständig für einen unkonventionellen, aber großartigen Service, und Thomas Strappazzon ist der Künstler in der Küche, der mediterran orientierte Gerichte kreiert, ohne sich dabei ins Artifizielle zu verzetteln. Der Weinkeller ist im ersten Stock, dafür klimatisiert. Und der ist gut bestückt mit großartigen Raritäten der italienischen Naturweinszene. Selbstverständlich ist Südtirol gut vertreten, man wird aber genauso in der Valtellina oder in Sizilien fündig.


Auf der Seceda in der Baita Sangon


Falls der Abend im Meteo nicht völlig aus dem Ruder gelaufen ist – was bei dem Ort, dem Essen und den Weinen schon passieren kann –, ist am darauffolgenden Tag eine Wanderung nicht nur nicht abwegig, sondern in Anbetracht der landschaftlichen Schönheit geradezu obligatorisch. Wir empfehlen die Seceda in Gröden. Die ist zwar alles andere als ein Geheimtipp. Aber erstens ist die Bergwelt in dem Ladinisch sprachigen Tal wirklich spektakulär. Und zweitens gibt es auf dem weitläufigen Almgebiet der Seceda die Baita Sangon, auf der nicht nur vorzüglich Traditionelles gekocht, sondern wo auch eine Vielzahl an Südtiroler Naturweinen ausgeschenkt wird. So kann man ein flaumiges Knödeltris mit einem Glas Tonsur von Pranzegg genießen und dabei die Nordkante des Langkofels studieren. (Ohne Weinanspruch gibt es eine Wanderstunde entfernt noch die Lech Sant-Hütte, auf der es zum Beispiel umwerfend gute Schlutzkrapfen gibt).


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