Lambrusco

Lambrusco ist der Name einer Rebsortenfamilie, die in sich extrem heterogen ist und heute aus immerhin noch 15 Mitgliedern besteht – vor 200 Jahren waren es doppelt so viel. Wie viele es vor 2000 Jahren waren, steht in den Sternen: Fakt ist jedoch, dass es die Lambruscofamilie damals bereits gab, was sie zur vermutlich ältesten unter den oft sehr alten Rebsortenfamilie Italiens macht. 

Es war also Zeit genug vorhanden, um sich – bei allen genetischen Übereinstimmungen, die es gab und gibt – entsprechend auseinander zu entwickeln. Lambrusco ist heute ein Sammelsurium an Rebsorten mit eigenen morphologischen, physiologischen aber auch sensorischen Attributen. Wer in die Gegend aufbricht oder sich zu Hause eine Flasche aufmacht, sollte sich also der Tatsache bewusst sein, dass zwischen Lambrusco Grasparosso und Lambrusco Sorbara geschmacklich ungefähr so viel Ähnlichkeit besteht wie zwischen Cabernet Sauvignon und Pinot noir. Es lohnt sich folglich, die wichtigsten drei Mitglieder der Familie kurz vorzustellen.

Lambrusco Sorbara: Sorbara ist vor allem südlich von Modena beheimatet. Weit und breit gibt es keine Erhebung; dafür tiefe Sand- und Lehmböden und viel Luftfeuchtigkeit, die ideale Umgebung für Tomaten, Pfirsichbäume, Mais und Sorbara. Trotz bisweilen tropischer Verhältnisse kann man daraus im Idealfall elegante, zarte, ätherisch-leichte und duftige Weine keltern.

→ Bergianti Rosso

Lambrusco Salamino: Die kurze und zylindrische Form der Traube führte dazu, dass ein paar betrunkene Bauern (oder Ampelographen) darin eine Salami erkannten – womit ihr etymologisches Schicksal besiegelt war. Salamino findet sich vor allem in der Ebene zwischen Carpi und Modena. Stolze 4000 Hektar Reben gibt es davon, meist in Sand, Schlick oder Ton wurzelnd.

→ Bergianti Perfranco

Lambrusco Grasparossa: Muskulös, saftig, dunkelfruchtig und kompakt. Aus Grasparossa werden intensive  Lambruscos gekeltert. Weine aus Grasparossa haben ordentlich Tannin und eine strukturierende Säure und wenn alles richtig gemacht wird, bekommt man einen Wein ins Glas, der nicht nur für ein farbliches Spektakel sorgt (dunkelblau mit violettem Schaum) sondern auch sensorisch punktet. Wobei – anders als beim Salamino oder Sorbara – nicht Eleganz, sondern Kraft und Konzentration das letzte Wort haben. Gute Grasparossa entwickeln sich über Jahre. Man findet sie vor allem in den Hügeln südlich von Modena und Reggio Emilia.

→ Ca' de Noci Sottobosco