Podere Sottoilnoce

Castelvetro di Modena – Emilia Romagna


Unter einem Walnussbaum, sagt eine alte Bauernweisheit, wächst nichts. Ein paar Reihen steinalte Reben in Castelvetro di Modena bilden diesbezüglich die Ausnahme. Dieser Eigentümlichkeit zollt Max Brondolo Tribut, der sein 2017 gegründetes Weingut in der Folge Podere Sottoilnoce getauft hat. Unter und jenseits des Walnussbaums bewirtschaftet er rund sechs Hektar Weingärten, die sich gegenüber des wunderschönen mittelalterlichen Städtchen die Hänge hochziehen.

Dass Max erst seit fünf Jahren Wein macht, ist kaum zu fassen. Man könnte ihn aufgrund seiner klar definierten Prinzipien, seinem profunden Wissen über alles, was Weingarten und Keller betrifft, vor allem aber aufgrund der zutiefst eigenständigen und extrem präzisen Weine für ein tief in der Gegend verwurzeltes Urgestein halten.

Tatsächlich stieg er nach langen Berufsjahren in Mailand quer ein, wobei sich die Idee Wein zu machen, vermutlich schon in Kindestagen im tieferen Unterbewusstsein festgesetzt haben dürfte. Damals begleitete er seinen Großvater in dessen Weingarten in Asti, half bei der Lese und bekam zur Belohnung – und weil das einfach dazugehörte – zum Mittagessen ein kleines Glas Barbera. 

Die archetypische Rebsorte des Piemonts spielt auch in seinem Walnussweingarten eine Rolle, wenngleich eine untergeordnete. Castelvetro di Modena ist das Epizentrum des Lambrusco di Grasparossa, jener Spielart der Lambruscofamilie, welche ihre dunkelsten und kräftigsten Weine ergibt. Von ihr hat Max naturgemäß nicht zu wenig, auch wenn er der Rebsorte zumindest an den gegenwärtigen Standorten keine vielversprechende Zukunft prophezeit. „Es ist“, meint er, „mittlerweile zu warm für sie geworden. Zuckergradation und Tanninreife verlaufen mittlerweile asynchron, weshalb es immer schwieriger wird, ausgewogene Versionen von ihr in die Flasche zu bekommen.“ 

Weshalb er Grasparossa in seinen tiefergelegenen Weingärten auch sukzessive durch andere, allerdings mindestens ebenso interessante Rebsorten ersetzt: Lambrusco di Sorbara beispielsweise, die hitzegewohnt bislang vor allem in der Ebene nördlich von Modena für vitale und elegante Spumante verantwortlich zeichnete. Oder aber Lambrusco Fiorano, ein recht rares Mitglied im Lambruscoclan, das auch bei extrem trockenen Verhältnissen seine Frische und einnehmende Aromatik bewahrt.

Auch wenn Max sprudelnde Rotweine ganz sicher zum Besten gehören, was das Lambrusco ganz generell zu bieten hat, sind es vor allem seine Weißweine – sprudelnd und still – die der stilistischen und ampelographischen Vielfalt der Region eine völlig neue Dimension hinzufügen. 

Einen entscheidenden Part spielt darin die nur in der Zone bekannte Trebbiano di Spagna. Aus ihr keltert Max den Funambol, einer profunden, komplexen und immens vielschichtigen Wein, der zumindest in unserer Wahrnehmung alles, was die Gegend sonst an weißen Kreationen zu bieten hat, zu purer Statistik verdammt. Die Frage, warum die Sorte nicht öfter ausgepflanzt wird, beantwortet Max mit dem Hinweis, dass sie selbst in den besten Jahren nur minimale Erträge ergibt und auch für ihn mehr eine Leidenschaft als eine Existenzgrundlage darstellt. 

Bewirtschaftet werden die Weingärten biologisch, mittlerweile spielen jedoch auch biodynamische Präparate und Methoden eine wichtige Rolle. Viel gelernt hat Max darüber von Gianluca Bergianti, den er ohne lange nachzudenken als  Mentor und wichtigsten Ansprechpartner seiner Anfangszeit bezeichnet. Im Keller wird handwerklich und überaus akribisch gearbeitet. Aufgrund der oft noch brütend heißen Temperaturen während der Lese kühlt Max den Most seiner weißen Trauben, um potenzielle bakterielle Fehlentwicklungen zu unterbinden. Die Gärung selbst ist spontan und nicht temperaturgesteuert, gefiltert und geschönt wird grundsätzlich nicht. Bei seinen sprudelnden Weinen findet die Zweitgärung in der Flasche und, wie es der Tradition der Gegend entspricht, ohne Degorgement statt.  

Max sprudelnde und stille Interpretationen legen das immense Potenzial der Region offen. Sie stehen aber auch für einen hochindividuellen Ansatz, dem bei einer erstaunliche Tiefe vor allem Klarheit, Präzision und Eleganz eingeschrieben sind.

Die Weine

SALDALAMA

VALTIBERIA

FUNAMBOL

Trifalco

CONFINE

CATTABREGA