BOSCHERA WINKLER

Alessandro Winkler lotet mit seinen alternativen Frizzante-Versionen das Potenzial des Prosecco aus und verhilft gleichzeitig der fast vergessenen Rebsorte Boschera zu einer kleinen aber wichtigen Renaissance.

Vermutlich braucht es Quereinsteiger, um einer Region wie dem Prosecco neue Facetten abzugewinnen. Von den alteingessenen Betrieben ist das nicht zu erwarten und man kann es ihnen kaum verdenken – solange sich das süßliche Gschloder weiterhin wie blöd verkauft, gibt es wenig Grund an irgendwelchen Schrauben zu drehen – weder an der, die mit der Qualität zu tun hat, noch an den besonders locker sitzenden Nachhaltigkeitsschrauben.  

Alessandro Winkler ist eigentlich Zahnarzt und nur nebenberuflich Winzer. Sein Interesse weitere 08/15 Frizzante in die Welt zu setzen, liegt bei Null. Stattdessen möchte er das beste aus seinen Reben herausholen, richtig gute Weine keltern und dabei auch noch alten Traditionen der Region Tribut zollen. Seine drei biologisch bewirtschafteten Hektar Weingärten liegen am östlichen Rand des Veneto, in einer hügeligen Gegend, in der sich Wälder und Rebflächen abwechseln.  

Der Tatsache des stets nahen Waldes – italienisch BOSCO – ist der Name der Boschera geschuldet, Winklers wichtigster Rebsorte. Die war angeblich vor Jahrzehnten überall in der Region zu finden, ehe sie langsam in Vergessenheit geriet. Vermutlich wäre sie von der Bildfläche verschwunden, wenn sie nicht im Torchiato di Fregona – einem gleichfalls kaum noch vorhandener Süßwein – zu 25 Prozent verpflichtend inkludiert hätte sein müssen. 

Dottore Winkler war stets ein Fan der Sorte und als er 2012 die Möglichkeit bekam, sich ernsthaft mit ihr zu beschäftigen, ergriff er sie: Einerseits weil ihm die Idee gefiel, sie vor dem potenziellen Aussterben zu bewahren, andererseits weil er felsenfest von ihrem Potenzial überzeugt war – allerdings nicht als Süßwein sondern als Spumante.  

Sein Debüt gab er dann 2015. Abgesehen von der Rebsorte unterscheidet sich auch die Vinifikation elementar von dem, was man sonst aus dieser Ecke kennt. Alessandro verzichtet auf das potenzielle Arsenal an Zusatzstoffen, schönt und filtert nicht und lässt die Zweitgärung in der Flasche stattfinden. Er degorgiert und dosiert nicht, sodass man es am Ende zwar mit einem leicht trüben Frizzante zu tun hat, doch auch mit einem, der über Charakter, Energie und Spannung verfügt. 

Neben der Boschera bewirtschaftet Winkler auch noch einen Weingarten mit Pinot Nero, der im Prosecco eine erstaunlich weit zurückreichende Geschichte hat und den er ebenfalls in einen vitalen und glasklaren Frizzante verwandelt. Dabei wurden die Trauben mitsamt der Kämme langsam und sanft abgepresst und spontan vergoren. Im Frühling wurde der Wein dann nach einer Minimalschwefelung zur Zweitgärung in die Flasche gefüllt und nach gut zweijährigen Lagerung für den Verkauf freigegeben. 

Die Weine von Boschera Winkler

Boschera

Rosato-Pinot Nero

Classico