Orange Weine - eine kurze Einführung

Orange Weine - eine kurze Einführung

Mazerierte bzw. orange Weine sind Weine, bei denen die Farb- und Gerbstoffe aus den Schalen weißer Trauben gelaugt werden.  Dabei entspricht das Grundprinzip genau dem der Rotweinproduktion: Die Schalen bleiben über eine gewisse Zeit mit dem Most (teilweise auch noch mit dem fertigen Wein) in Kontakt und extrahieren dabei Phenole, Farbstoffe, Aromen & Co in den Wein. Wie intensiv dieser Kontakt sein soll, liegt im Ermessen des Winzers. Die Maischestandzeiten variieren dabei zwischen 3-4 Tagen und 80 oder 100 Tagen, es gibt aber auch Produzenten, die mit längeren Mazerationszeiten experimentieren.

Dabei passieren drei entscheidende Dinge. Zum einen werden, wie eben erwähnt, die Farbstoffe aus den Trauben gelöst, zum anderen kommt es (wie beim Rotwein) zu einer Extraktion der Tannine und zu guter Letzt zu einem langfristigen Kontakt mit Sauerstoff. Die Folge ist ein Farbspektrum, das von buddhistischen Mönchskutten bis Schnitzelpanier alles abdeckt (das hängt vor allem von der Rebsorte ab), Gerbstoffe, die den Weinen eine feste und kompakte Struktur mitgeben und ein Aromaprofil, das zwar zum Teil den intensiveren Kontakt mit Sauerstoff widerspiegelt, zum anderen aber eben auch von der langen Extraktionszeit aus den Schalen profitiert.

Oranger Wein ist dabei nicht gleich oranger Wein. Diese Vorstellung scheint sich zwar im kollektiven Bewusstsein festgesetzt zu haben, doch kostet man sich durch ein paar mit den Schalen vinifizierter Weine durch, wird einem schnell klar werden, dass sich die Nuancen der Weine ebenso unterscheiden, wie bei Rot- und Weißweinen. Warum auch nicht? Auch die Reben oranger Weine repräsentieren ihre natürlichen Voraussetzungen und spiegeln ihr Terroir in gleichem Maße wider wie die konventionellen Weinfarben. Zudem verfügen die daraus gekelterten Weine genauso wie ihre roten Brüder und Schwestern über eine ganz eigenständige Tanninausprägung. Ergo: ein oranger Malvasia di Candia Aromatica aus der Emilia Romagna schmeckt anders als ein oranger Ribolla Gialla aus Istrien oder ein oranger Sauvignon Blanc aus der Südsteiermark.

Man sollte übrigens nicht den Fehler machen orange Weine mit ihren weißen Pendants zu vergleichen. Sauvignon Blanc, den man ohne Schalenkontakt vinifiziert, wird stets anders schmecken als ein Sauvignon Blanc, der ein paar Wochen auf der Maische bleibt. Man akzeptiert ja auch die naheliegenden Unterschiede zwischen einem Blauburgunder, der als Rosé und einem, der als Rotwein vinifiziert wird. Vielmehr tut man gut daran, die orangen Varianten der Rebsorten als eigenständigen Interpretationen zu beurteilen und als Alternativen und Bereicherung klassischer Weinstile anzusehen. 


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