HP HARRER Gols - Burgenland
Mit wenigen Ausnahmen sind HP Harrers Weingärten alt. Er pachtet lieber krumme & betagte Stöcke und rekultiviert sie als junge Reben auszusetzen, wobei eine kleine Neuburgeranlage die Regel bricht und demnächst auch noch Furmint diese Ausnahme bestätigen soll. Die Fixierung auf alte Reben hat einen doppelten Grund. Zum einen liefern sie kleinere und konzentriertere Trauben und zum anderen kommen sie dank ihrer tief in die Erde hinabreichenden Wurzeln auch in den oft wüstenartigen Sommern der letzten Jahre ohne Bewässerung aus. Ganz nebenbei leistet er mit seinen Rekultivierungsarbeiten auch noch eine wichtige Beitrag zur Erhaltung alter Sorten.
Selbst die größten Lagenfetischisten innerhalb der österreichischen Weinszene dürften Schwierigkeiten haben die Lange Ohn zu verorten. Hinter Jois gelegen, fällt sie sanft in Richtung Neusiedl ab, wobei „das Lange“ im Namen in den ausgedehnten Rebzeilen seine Rechtfertigung findet, während das „Ohn“ vermutlich auf den „Atem verweist, den man braucht, um die Riede hinaufzuwandern“. „Oben“, meint Hans Peter Harrer, „ist es karger, die Wurzeln treffen früher auf den Kalk“, und auch wenn der Höhenunterschied marginal scheint, ist es ein Tick kühler und windiger. In guten Jahren zollt HP diesen Feinheiten Tribut. Dann gibt es neben dem Blaufränkisch Lange Ohn, einem puristischen, schlanken und vielschichtigen Wein, auch noch den Blaufränkisch vom Kalk von den obersten Reihen der Riede, der kühler, straffer und noch einen Tick vielschichtiger ist. Die Lange Ohn ist Harrers Herzenslage. Zwischen den Rebreihen wachsen einträchtig wilde Karotten, Malven, Käsepappel, Spitzwegerich, Löwenzahn, wilder Amaranth, Pfeilkresse (bestens für Salate geeignet) und Schafgarben nebeneinander. Konkurrenz für die Reben scheinen sie keine zu verursachen, dafür brechen sie die Monokultur. Die Schafgarben verwendet HP, der seit 2012 demeterzertifiziert ist, zur Herstellung von biodynamischen Präparaten. Mit wenigen Ausnahmen sind Harrers Weingärten alt. Er pachtet lieber krumme & betagte Stöcke und rekultiviert sie als junge Reben auszusetzen, wobei eine kleine Neuburgeranlage die Regel bricht und demnächst auch noch Furmint diese Ausnahme bestätigen soll. Die Fixierung auf alte Reben hat einen doppelten Grund. Zum einen liefern sie kleinere und konzentriertere Trauben und zum anderen kommen sie dank ihrer tief in die Erde hinabreichenden Wurzeln auch in den oft wüstenartigen Sommern der letzten Jahre ohne Bewässerung aus.
ALTE REBEN
Ganz nebenbei leistet er mit seinen Rekultivierungsarbeiten auch noch eine wichtige Beitrag zur Erhaltung alter Sorten. Das beste Beispiel dafür ist ein Traminerweingarten in der Riede Froschau, dessen 90 Jahre alten Stöcke nicht mehr viel hergaben und folglich gerodet werden sollten. Harrer verhinderte das und rettete damit genetisches Material, das um den See herum (und in der Welt) vermutlich einzigartig ist und zudem mittlerweile das Fundament für einen Wein ergibt, der auf den Schalen vergoren, die Möglichkeiten der Rebsorte bis ins letzte Detail auslotet. Harrer ist übrigens davon überzeugt, dass man „erst durch Maischegärungen dem ganzen Potenzial einer Rebsorte auf die Spur kommt“, weshalb es jenseits des Traminers auch noch einen - für die Region extrem ungewöhnlichen maischevergorene Riesling gibt. Dass sich auch Riesling am Neusiedlersee wohlfühlen kann, hat mit den sehr speziellen klimatischen Verhältnissen der Gegend zu tun. Neusiedl liegt gerade noch im Einflussbereich des Leithagebirges.
Kühler Wind aus dem Westen streift folglich durch seine Weingärten und sorgt dafür, dass die Seethermik nicht überhand nimmt und die Weine geradlinig, straff und elegant bleiben. Daran ändert auch die oft brütende Hitze im Sommer nicht allzu viel, die allerdings oft zu akuter Trockenheit führen kann. Weshalb dann wiederum alte Weingärten mit ihren tiefen Wurzeln Sinn machen.
AUTHENTIZITÄTSVERLUST
Nicht nur hier schließt sich der Kreis. Die Entscheidung seine Weingärten biodynamisch zu bewirtschaften, war auch einer konsequenten Hinwendung zu einer immer nachhaltigeren Weingartenphilosophie geschuldet, die sich nicht nur durch ethische und qualitative Aspekte begründet, sondern auch durch den Wunsch zu „wissen warum etwas ist, wie es ist“ - und das funktioniert naturgemäß besser, wenn man mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Durch dieses Verständnis wiederum möchte er den zunehmenden Authentizitätsverlust kompensieren, den er bisweilen im Weinbau wie auch bei Handwerkern diagnostiziert. Es wundert kaum, dass sich HPs Vorgehensweise im Keller 1:1 mit seiner Denkart im Weingarten deckt. Er setzt auf eine ausgedehnte Mostoxidation, eine alte, manuell betriebene Vaslin-Presse, spontan startende Gärprozesse ohne Temperaturkontrolle, lange Hefestandzeiten, biologischen Säureabbau, lange Hefestandzeiten, 200, 300 und 500 Liter Holzfässer (Akazie/Eiche) viel Ruhe und wenig SO₂ – manchmal auch gar keinem. Stilistische Konzessionen macht er keine: warum auch? HP Harrers Weine beinhalten alles, was man sich als Weintrinker wünschen kann und repräsentieren dabei doch ihre ganz eigenen Charakteristika: sein Zweigelt Seefeld beispielsweise ist saftig, lebendig und druckvoll, hat feine Beerenaromen und eine kühle aber profunde Textur, der Riesling ist stringent, fordernd, offen und vital, der Traminer dagegen ein Strauss Rosen, dem allerdings ordentlich Gerbstoff eine Struktur verpasst, die man der Rebsorte immer wünschen würde. Gemein ist ihnen allen ein stets moderater Alkohol (zwischen 12-13%). ps: Zwei neue Weine runden seit Kurzem das Sortiment ab: der TON STEINE SCHERBEN Neuburger und der TON STEINE SCHERBEN Blaufränkisch, zwei in Amphoren ausgebaute Weine, die dank der Spezifika der Behältnisse bei beiden Rebsorten nochmals neue Aromen und Texturen ans Licht bringen und dem beeindruckenden Spektrum unterschiedlicher Interpretationen zusätzliche Komponenten hinzufügt.