Emilia-Romagna

Eine kurze Einführung

Emilia-Romagna

Die Emilia ist eine der großen Unbekannten der italienischen Weinwelt. Zumindest in unseren Breitengraden. Schuld daran hat, und das mag paradox klingen, einer der bekanntesten Weine Italiens, der Lambrusco. Er ist zwischen Parma und Bologna der omnipräsente Hauptdarsteller und da es noch immer eine Lawine an durchschnittlichen bis katastrophalen Abfüllungen davon gibt – und diese weiterhin verhältnismäßig billig bei Wirten, Tankstellen und Discountern verscherbelt werden – steht es um seine Reputation nicht zum Besten. Also beschäftigen sich viele, die es eigentlich sollten, gar nicht erst mit ihm.

Dabei ist gut gemachter Lambrusco ein fantastisches Getränk. Francesco Guccini nannte ihn völlig zurecht „Nektar der Götter“, während Enzo Ferrari ihn seinen Gästen im Rennstall in Maranello skrupellos statt Champagner kredenzte. Immerhin legen mittlerweile gut zwei Dutzend Produzenten davon Zeugnis ab, wie gut der Sprudel aus der recht umfangreichen Rebsortenfamilie sein kann. 

Die unserer Ansicht nach besten Beispiele stammen aus der Gegend rund um Modena. 

Nördlich der Stadt deutet nichts auf gute Weinbauverhältnisse hin. Brütend heiß im Sommer, schwül und brettleben fühlen sich hier vor allem Pfirsiche, Birnen und Wassermelonen wohl sowie – und das ist in unserem Fall entscheidend – Lambrusco di Sorbara und Lambrusco Salamino di Santa Croce. Ersterer liefert bei entsprechender Pflege trotz sommerlicher Hitze die Basis für hocheleganten und nuancierten Lambrusco, während der zweite generell ein wenig stoffigere, fruchtbetontere und zugänglichere Weine hervorbringt. Beide Rebsorten werden von Gianluca Bergianti mit großer Meisterschaft in erstklassige, flaschenvergorene Frizzante und Spumante verwandelt.

Südlich der Stadt verändern sich die Bedingungen grundlegend. Rund 15 Kilometer von Modena entfernt – in Castelvetro di Modena – steigen die ersten Hügel langsam in Richtung Toskana auf. Neben der Thermik und dem Einfallswinkel der Sonne verändern sich hier auch die Böden, die naturgemäß seichter und zunehmend steiniger werden. Auch der Rebsortenspiegel ist ein anderer. Die beiden oben erwähnten Lambruscovarianten finden sich hier nur noch sporadisch. Stattdessen hat man es hier mit anderen Mitgliedern der Lambruscofamilie zu tun: Grasparossa – dunkel und mit viel Substanz – ist hier die unumschränkte Nummer eins, ergänzt von raren Sorten wie Lambrusco Fiorano oder Marani. Deren Essenz auf der Spur ist Max Brondolo von der Podere Sottoilnoce, der mit seinem sensationellen Weißwein Funambol zudem das enorme Potenzial der eigentlich für Aceto Balsamico di Modena verwendeten Rebsorten Trebbiano di Spagna offenlegt.

Wie Sottolinoce liegt auch das Weingut Ca’ de Noci zwischen Hügeln, jedoch rund 40 Kilometer weiter im Westen in der Provinz Reggio Emilia. Lambrusco Grasparossa gibt dort immer noch den Ton an, dieses Mal jedoch ergänzt um die rote Rebsorte Malbo Gentile und die weiße Spergola, die trotz immer wieder beeindruckender Resultate speziell in der Schaumweinerzeugung nie den Sprung außerhalb ihres ein paar Gemeinden umfassenden Ursprungsgebiet geschafft hat.

Noch weiter im Westen, an der Grenze zur Lombardei, kann man abermals in eine neue Weinwelt eintauchen. Im wunderschönen, sanft aber stetig ansteigenden Val di Trebbia, durch das einst Hannibal mit seinen Elefanten in Richtung Süden zog, werden heute vor allem weiße Rebsorten angebaut. Allen voran Malvasia di Candia aromatica, eine Rebsorte, die erst durch langen Maischekontakt ihren wahren Charakter preisgibt und Ortrugo, ihre treue Gefährtin, die vor allem dazu dient, die Wucht und ausladenden Aromatik der Malvasia mit ein wenig Zurückhaltung zu kombinieren. Das tut sie meist im Verbund mit der eigentlich französischen Rebsorte Marsanne, die einst durch die napoleonischen Besetzung der Gegend Einzug in das Gebiet fand. Fraglos der größte Interpret der drei Sorten ist Giulio Armani, der sich seit über 30 Jahren mit den drei Sorten beschäftigt und seit rund 15 Jahren mit Denavolo auch seine eigenes Weingut besitzt.

Bleibt die Romagna. Sie bildet den zweiten Teil im Namen der Region und ist (nicht nur) vitikulturell ganz anders als die Emilia. In der Romagna hat Sangiovese das erste und letzte Wort. Hinter vorgehaltener Hand und in sicherer Distanz zu potenziellen Zuhörern aus der Toskana erzählt man sich hier bisweilen sogar, dass die Rebsorte zuerst hier und erst später in Chianti, Montalcino & Co. Wurzeln schlug. Sei es wie es sei, Fakt ist, dass die große rote Rebsorte Zentralitaliens sich in der hügeligen, von beständiger Ventilation geprägten Welt rund um Faenza, Forlì und Rimini extrem wohl fühlt. Weshalb die Tenuta Saiano – in der es sich auch bestens essen und wohnen lässt – auch gleich mehrere exzellente Versionen davon in die Flasche bringt. 

Flankiert wird der Sangiovese von einigen weißen Rebsorten. Nach einem wirklich guten Albana schauen wir uns noch um, Saiano wiederum zeigt aber immerhin wieviel Eleganz und Finesse in der seit vielen Generationen auch in der Romagna beheimateten Rebsorte Grechetto Gentile steckt.  

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