Kategorie: Sangiovese

Sangiovese ist die hektarmäßig wichtigste Rebsorte Italiens und liefert im richtigen Terroir und in den richtigen Händen auch qualitativ spektakuläre Ergebnisse.

 

Italien verfügt zwar über ein fast unerschöpfliches Reservoir an Rebsorten, es gibt allerdings schon Gründe, warum manche kaum noch vorhanden, andere dagegen omnipräsent sind. Sangiovese war und ist die am häufigsten angebaute Rebsorte in Italien – ca. 70.000 Hektar sind mit ihr bestockt – und auch wenn sie ursprünglich möglicherweise aus der Romagna stammt, steht sie doch quasi synonym für die besten Weine der Toskana.

 

Jenseits ihrer eminenten regionalen Unterschiede gibt es einige Attribute, die der Sorte grundsätzlich eingeschrieben sind: Sangiovese ist sensibel. Zu viel Hitze mag sie nicht, regnen sollte es allerdings ebenfalls möglichst wenig. Sie wurzelt am liebsten in der Höhe und in Kalk. Sie treibt früh aus, ist folglich spätfrostgefährdet und trägt generell, wenn man nicht entscheidende vitikulturelle Maßnahmen setzt, viel zu viele Trauben. Zieht man aus all diesen Aspekten die richtigen Schlüsse, bekommt man letzten Endes Trauben, aus denen die mitunter besten Rotweine Italiens und auch der Welt entstehen können. 

 

Bis in die 1980er Jahre wurde das allerdings nur sehr sporadisch getan. Speziell die Entscheidung zwischen großer Menge oder großer Qualität hatte viel zu oft den flaschen Sieger. Das führte vor allem dazu, dass die beim Sangiovese ohnehin präsente Säure durch die Übererträge oft so forsch wurde, dass die Weine selbst als Essensbegleiter für die deftige Küche der Nachkriegszeit kaum noch funktionierten. 

 

Anstatt die Mengen runterzufahren, wurde versucht, die unreifen Ecken und grünen Kanten durch die Beigabe anderer Rebsorten zu glätten. Erst hatte man die verwegene Idee, dass mit dem weißen Trebbiano hinzubekommen, später – in größerem Maße ab den 1980er Jahren – sollten dann Cabernet Sauvignon, Merlot und vor allem neue Barriques der Sorte ihre vermeintliche Rustikalität austreiben. 

 

Letzteres Projekt ergab dann auch für viele Winzer*innen das gewünschte Resultat, allerdings mit dem Nebeneffekt, dass man den Sangiovese komplett seines Charakters beraubte. Die Nachwirkungen sind bis heute in einer Vielzahl, speziell im Chianti und der Maremma, produzierter Weine zu spüren, wo Holz und die beiden internationalen Rebsorten dominieren und die Finesse, Eleganz und Aromatik des Sangiovese kaum noch wahrnehmbar ist.

 

Glücklicherweise gab es aber auch einige wenige Winzer*innen, die dieser Entwicklung von Anfang an skeptisch gegenüberstanden. Sie begannen sich tatsächlich ernsthaft mit Sangiovese zu beschäftigen, versuchten seine positiven Attribute zu verstehen und offenzulegen und auf autochthone Cuvéepartner zurückzugreifen, die ihm immer schon – und bisweilen auch sehr erfolgreich – zur Seite standen: allen voran Canaiolo, aber auch Foglia Tonda, Mammolo, Ciliegiolo oder Colorino. Statt in neuen, kleinen Holzfässern reiften sie ihre Weine in großen, gebrauchten und manchmal auch in Zementzisternen, um derart auch der Rebsorte und nicht der Eichenart das erste und letzte Wort zu überlassen. Viele von ihnen bewirtschafteten ihre Rebflächen zudem biologisch oder biodynamisch, sorgten für gut versorgte Böden und lebendiges Traubenmaterial und legten so sukzessive die fantastischen Qualitäten offen, für die Sangiovese heute bekannt ist.

 

Es braucht, das wird hier einmal mehr deutlich, also nicht nur die richtige Rebsorte und den geeigneten Standort, sondern auch die richtigen Winzer*innen, um einer notorisch komplizierten Rebsorte wie sie Sangiovese nun einmal ist, ihr gesamtes Potenzial zu entlocken – und das ist, dank seiner meist feinen Textur, vielschichtigen Aromen, oft kühlen Mineralität  beeindruckenden Geradlinigkeit und der Fähigkeit Substanz und Eleganz zu vereinen, immer wieder erstaunlich: und zwar ganz egal, ob die aus ihm gekelterten Weine aus Montalcino, dem Chianti oder aber auch aus der Romagna stammen.

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